Wir müssen sprechen..
..über Auslandstierschutz

Kaum ein Thema polarisiert so, wie der Auslandstierschutz. Auslandshunde nach Deutschland bringen ja? Nein? Wenn ja, wie

Eins ist klar, es gibt viele Länder wo Hunde nicht so einen hohen Stellenwert haben wie hier in Deutschland und wo es einfach viel zu viele Hunde gibt. Dort gibt es furchtbar arme Seelen, die wahnsinnig leiden müssen. Diese Hunde sind nicht weniger wert als andere Hunde und es steht ihnen genauso Hilfe zu, wie Hunden die hier hierzulande in Not geraten. Es gibt viele Vereine, die grandiose Arbeit leisten in Sachen Auslandstierschutz. Bei ihnen steht die Arbeit im Herkunftsland an erster Stelle. Das heißt finanzielle Mittel und Spenden fließen in erster Linie in die Arbeit Vorort, um Kastrationskampagnen zu starten, Tierschützer Vorort zu unterstützen und vor allem um die über alles wichtige Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung zu leisten. Der Transport von Hunden in ein anderes Land sollte definitiv nie an erster Stelle stehen, denn das löst das ursprüngliche Problem nicht. Trotzdem macht es in vielen Fällen Sinn Hunde zu exportieren, um ihnen eine Zukunft schenken zu können. Diesen Fakt kann man nicht weg diskutieren und keinesfalls wollen wir ihn unter den Tisch fallen lassen.

Leider gibt es auch einige Vereine, die den Ruf vom Auslandstierschutz beschmutzen. Etliche Vereine, bei denen der Eindruck gewonnen werden könnte, dass eben nicht mehr das einzelne Tier im Vordergrund steht.

– wo wie am Fließband Auslandshunde nach Deutschland geschafft werden
– wo Hunde in unmöglichen Verfassungen auf den Transport geschickt werden
– wo Transportbestimmungen in keinster Weise eingehalten werden
– wo Leuten der kleine nette Dackelmischling versprochen wird und sie den Herdenschutzhundwelpen geliefert kriegen
– wo ein Familienhund plötzlich ein panischer Angsthund ist
– oder wo hinter der nett ausgebauten Tierschutzhomepage eigentlich eine Puppyfarm steckt, um den Bedarf an netten, freundlichen Welpen in Deutschland, Holland, Dänemark und Finnland zu decken. Der Verdienst daran – NATÜRLICH nur Nebensache.

Wir erleben in unserem Alltag so viele Geschichten im Zusammenhang mit Auslandshunden. Viele Hunde haben das große Los gezogen, haben ein tolles neues Zuhause und es geht ihnen prima. Einige landen bei uns im Tierheim. In der Regel immer dann, wenn es Probleme und keinen Plan B vom vermittelnden Verein gibt oder aber sie bereits durch mehrere Hände gegangen sind. Andere landen zumindest auf unserer Warteliste, weil wir uns wie viele andere Tierheime auch mittlerweile an unseren Grenzen bewegen, was verhaltensauffällige Hunde betrifft – es gibt einfach zu viele von ihnen.

Vor nicht allzu langer Zeit erlebten wir einen Fall, der uns zugegeben noch immer in den Knochen sitzt. Mehr oder weniger durch Zufall erfuhren wir davon, dass ein Hund direkt nach dem Transport aus Kroatien in einem Gebiet entlaufen sein soll, für welches wir als Tierheim zuständig sind. Wir konnten direkt mit den Beteiligten sprechen und erfuhren, dass zwei Hunde vom Transporteur vertauscht wurden und eigentlich auf andere Pflegestellen sollten. Man traf sich nun also für die Übergabe auf einem Parkplatz, um die beiden Hunde zu tauschen. Unmittelbar an einer stark befahrenen Bundesstraße. Kofferraum Richtung Straße. Box auf, Hund weg, adieu.

Es vergingen ein paar Tage, ehe wir über Umwege erfahren haben, dass die entlaufene Hündin (8 Monate jung) hochgradig tragend sein soll und die Welpen in max. einer Woche erwartet werden sollten. Noch dazu war schon vor dem Transport nach Deutschland klar, wie ängstlich die Hündin ist. Nachdem rund eine Woche verstrichen war und es nur einzelne Sichtungen gab, kam der erlösende Anruf. Alleine dem Umstand, dass unmittelbar am Entlaufort ein leerstehendes Anwesend ist, was von einem Schäferhund bewacht und einem Gärtner gepflegt wird ist es zu verdanken, dass die Hündin einen nahezu menschenfreien Ort mit frei zugänglichem Futter gefunden hat, wohin sie sich zurückgezogen hatte. Sie konnte glücklicherweise im Zwinger des Hundes gesichert werden. Die Welpen waren zu diesem Zeitpunkt bereits geboren und mussten etwa 3 Tage alt sein. Nach einer abendlichen Suchaktionen konnten alle 7 Welpen gesund gefunden werden. Nochmal einen riesen Dank an alle Beteiligten, Mitarbeiter und Helfer, auch an Sandra Eßler und Tanja Oevermann für die Unterstützung. Nun könnte man sagen: Ende gut, alles gut. Aber nein, eigentlich ist nichts an der Geschichte gut.

Rechtlich ist der Fall völlig klar. Die Hundefamilie gehört dem Verein der sie nach Deutschland gebracht hat. Dieser hat sich vorsichtshalber erstmal garnicht von selber bei uns gemeldet, obwohl er wusste das die Hündin bei uns ist. Keinerlei Nachfrage wie es den Hunden geht, über eine Woche. In Absprache mit den zuständigen Behörden machten wir dann das Angebot, die Hunde zu übernehmen, um diesem Hundekind, nun selbst Mutter von 7 Welpen, welches völlig traumatisiert und dazu gesundheitlich angeschlagen von den letzten Wochen nun endlich anfing etwas Vertrauen zu fassen, einen erneuten Umgebungs- und Bezugspersonenwechsel zu ersparen. Dieses wurde wortwörtlich um jeden Preis abgelehnt und die Hundefamilie wurde nach gut 2 Wochen bei uns abgeholt. Dafür, dass sowohl die Welpen wie auch die Mama bereits nach nicht einmal 14 Tagen in der Pflegestelle vorsorglich schon mal wieder bei Ebay Kleinanzeigen inseriert wurden.

Für die Welpen wird das richtige Leben dann erst losgehen und wir können hoffen, dass bei der Vermittlung auf die richtigen Voraussetzungen geachtet wird, damit sie einfach ein Zuhause für immer bekommen. Sie haben von dem ganzen Drama in ihren ersten Lebenswochen nicht viel mitbekommen.

Die große Verliererin bei dieser Geschichte bleibt Mutti. In Kroatien aufgrund ihrer Ängstlichkeit bereits mit einer Lebendfalle gesichert, im Alter von 8 Monaten hochgradig tragend in den Transporter Richtung Deutschland gesetzt, unmittelbar nach dem Vertauschen wieder ins Auto geladen, in Panik entkommen, nach ein paar Tagen Ruhe draußen 7 Welpen zur Welt gebracht, die Umsiedlung nur 3 Tage nach der Geburt ins Tierheim, eine Gebärmutterentzündung mit massivem Blutverlust, erneuter Umgebungswechsel nach 2 Wochen durch die Abholung durch eine Pflegestelle.

Mitunter dort vielleicht grade etwas angekommen, bricht ihre Welt dann wieder zusammen, weil sie schnellstmöglich in eine Endstelle soll.

Einen Hund für die Ausreise nach Deutschland vorbereiten, 8 Hunde in Deutschland “vermitteln”

Schon bald heißt es für die kleine Maus dann vermutlich also wieder Koffer packen und ab dafür Wie es der Hündin dabei geht, das steht NATÜRLICH völlig im Vordergrund

Nachtrag:

Wir möchten in diesem Zusammenhang nochmal darauf hinweisen, wieviele ängstliche Auslandshunde bei Übergaben, von Pflegestellen oder kurz nach der Vermittlung entlaufen. Mit viel Arbeit, Zeit, Geduld, Erfahrung, dem richtigen Equipment und auch einer guten Portion Glück können diese Hund wieder von der Straße geholt werden. In vielen Fällen endet aber eine kleine Unachtsamkeit tödlich für den Hund!

Umso wertvoller, dass es mittlerweile Menschen, wie die von Hundesicherung Minden – Hannover – Hildesheim gibt, die ehrenamtlich viel Zeit, Kraft und Geld in die Sicherung von entlaufenen Angsthunden investieren. Sie werden nicht aktiv sobald Geld geflossen ist. Sie helfen ohne wenn und aber. Sie sind zur Stelle, sobald sie einem entlaufenen Hund helfen können. Wir hatten schon öfter mit Sandra Eßler und Tanja Oevermann genau solche Menschen zur Seite, wenn in unserer Region Angsthunde entlaufen sind. Sie sind wahre Profis auf diesem Gebiet. Wir sind unendlich dankbar für diese wertvolle Unterstützung. Denn Tierheime stemmen vieles, können aber nicht noch die Sicherung von entlaufenen Angsthunden organisieren, koordinieren und umsetzten. Diese Aufgabe bedarf sehr viel Einsatz, Aufwand und ständige Rufbereitschaft. Die Zahl der Fälle wo wir zusammen kommen, ist so hoch wie nie und eins ist klar wenn wir uns die Nachfrage nach Hunden und die Angebote auf Ebay Kleinanzeigen angucken: in Zukunft wird es sicherlich noch mehr werden..