Von Christian Busse – Westfalenblatt
Lübbecke (WB). Der Tierschutzverein Lübbecke rät Eltern und Großeltern auf das Ponyreiten während des Blasheimer Marktes zu verzichten. Die Stadt hält vorerst an den aus Tierschutzgründen umstrittenen Fahrgeschäften fest. Allerdings soll es im nächsten Jahr nur noch eine Ponybahn geben. In der Vergangenheit waren es immer zwei.
Sie sind seit vielen Jahrzehnten Tradition. Viele Generationen von Kindern haben sich auf Jahrmärkten am Ponyreiten erfreut. Doch das Ponyreiten ist seit einigen Jahren heftig umstritten. Zu enge Rundkurse, zu harter Untergrund, zu lange Arbeitszeiten und eine viel zu laute Umgebung. Das sind nur einige der Kritikpunkte von Tierschützern. Jetzt hat sich erstmals auch der Tierschutzverein Lübbecke in der Diskussion zu Wort gemeldet. Er fordert alle Besucher des Blasheimer Marktes auf, auf das Ponyreiten zu verzichten. »Pferde sind Fluchttiere. Es ist wider ihre Natur, den ganzen Tag im Kreis zu laufen und den Lärm einer Kirmes auszuhalten«, sagt Sarah Dewert, Vorsitzende des Tierschutzvereins.
„Das ist eine Freizeitbeschäftigung aus dem vergangenen Jahrhundert zu Lasten der Tiere.“
Sarah Dewert, Vorsitzende des Tierschutzvereins Lübbecke
Auf den Kontakt zu Ponys oder Pferden müssen die Kinder aber auch nach den Vorstellungen des Tierschutzvereins nicht verzichten. »Gerade bei uns auf dem Land gibt es genügend Möglichkeiten auf Reiterhöfen in den Kontakt mit Pferden zu kommen. Dort gibt es auch Schnupperstunden. Das ist mit Sicherheit viel spannender als drei Minuten im Kreis zu laufen«, sagt Sarah Dewert.
An die Stadt Lübbecke richtet der Tierschutzverein die Forderung, das Ponyreiten auf dem Blasheimer Markt in Zukunft zu verbieten. »Das ist eine Freizeitbeschäftigung aus dem vergangenen Jahrhundert zu Lasten der Tiere. Ich denke, auf dem Blasheimer Markt gibt es genügend andere Möglichkeiten, Spaß zu haben«, so Dewert.
Politischer Ausschuss entscheidet
Die Stadt Lübbecke verweist auf Anfrage auf den zuständigen politischen Ausschuss. Dort ist man der Meinung, dass Ponyreiten zu einer Kirmes dazu gehört. Außerdem kontrolliere das Veterinäramt die Tierhaltung sehr genau. »Alle zwei Stunden werden die Tiere gewechselt. Die haben dann Feierabend und dürfen auf die Wiese. Das wird vom Veterinäramt auch kontrolliert«, sagt Marktmeister Jörg Redeker. Bei der Sitzung des Marktausschusses am Sonntag schien dies auch die Mehrheitsmeinung widerzuspiegeln. Ausschussmitglied Karl-Hermann Blaue wies auf andere Tätigkeiten von Pferden hin. »In den Rossmühlen liefen die Pferde auch im Kreis. Und auch in Reithallen kann man nicht ewig geradeaus reiten«, sagt Blaue. Gleichwohl überlegt der Ausschuss im nächsten Jahr nur noch ein Ponyreitgeschäft zuzulassen. »Das hatten wir angedacht. Die Entscheidung liegt bei Ihnen«, sagte Redeker im Marktausschuss.
Im Internet weisen beide in Blasheim zugelassenen Ponyreit-Geschäfte daraufhin, dass sie ihre Tiere artgerecht behandelt würden. Sie hätten immer frisches Wasser, eine extra angemietete Wiese in der Nähe und feste Arbeitszeiten. Die tierschutzrechtlich zulässige Reitzeit von sechs Stunden werde nie aus ausgeschöpft. Nach zwei, spätestens drei Stunden habe ein Pony Feierabend. Beide Betreiber laden die Gäste ein, sich selber ein Bild vom Gesundheitszustand ihrer Pferde zu machen.
Betreiber beteuert artgerechte Haltung
Siegfried Gutsche, Ausschussmitglied der Grünen, rät zu einer differenzierten Betrachtung: »Als Grüner, Tierfreund und Pferdebesitzer habe ich mir in der Vergangenheit die Ponys und ihre Haltungsbedingungen sehr genau angesehen. Und ich muss sagen, dass beide Betreiber sich sehr liebevoll um ihre Tiere kümmern«, erzählt Gutsche. Er spricht sogar von einer »hervorragenden Pferdehaltung«, die viele private Pferdebesitzer so nicht hinbekämen. »Ich bin sofort für ein Verbot von Wildtieren im Zirkus. Aber die beiden Betreiber der Ponygeschäfte gehen wirklich gut mit ihren Tieren um«, meint der Grünen-Politiker.
Verbot in anderen Städten
Den Tierschutzverein überzeugen die Argumente nicht. »Wir unterstellen den Betreibern nicht, dass sie ihre Tiere absichtlich quälen. Sicher versuchen sie, ihre Tiere so gut wie möglich zu behandeln und zu versorgen. Aber Fakt bleibt, dass Tiere zur Belustigung von Kindern bei viel zu lauter Geräuschkulisse stundenlang in einem viel zu engen Kreis laufen müssen«, sagt Dewert.
Auch in anderen Kommunen gibt es Diskussionen zum Ponyreiten auf Jahrmärkten. Die Stadt Gütersloh hat für 2017 beschlossen, kein Ponyreiten mehr zuzulassen. Auch in Bielefeld gibt es Bestrebungen Ponyreiten zu verbieten.